Das Besondere sehen
Ausstellung “36 aus 100” im Leitz Park Wetzlar (Eröffnung im Mai 2014)
100 Jahre Leica, 100 Jahre Zeitgeschichte: Hindenburg eroberte den Luftraum, die Russen Berlin und James Dean die Herzen der Frauen. In den entscheidenden Momenten immer dabei: Fotografen, die den Blick für das Wesentliche hatten – und eine Leica Kamera in Händen hielten. Ihnen sind die Aufnahmen zu verdanken, die Ihnen die Ausstellung „36 aus 100“ im Leitz Park Wetzlar präsentiert. Bilder, die heute als Ikonen auf der ganzen Welt berühmt sind.
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New York – Ernst Leitz II, 1914
Wenige Monate vor Beginn des Ersten Weltkriegs begab sich Ernst Leitz II in die USA. Dort gelangen ihm mit einem zweiten Modell der von Oskar Barnack entwickelten „Liliput-Kamera“ Bilder, die ohne weiteres in einer Geschichte der „Street Photography“ bestehen könnten.
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Hochwasser in Wetzlar – Oskar Barnack, 1920
Ab 1914 muss Oskar Barnack einen Prototypen – ihren offiziellen Namen bekam die Leica erst 1925 – vor allem auf Reisen mit sich geführt haben. Vielleicht am bekanntesten, weil immer wieder publiziert, ist die bemerkenswerte Sequenz über das Hochwasser in Wetzlar 1920.
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Oskar Barnack an seinem Arbeitsplatz – Julius Huisgen, 1934
Oskar Barnack war – lange vor der Leica – ein engagierter Fotoamateur. An vielen Stellen wird über seine fotografischen Aktivitäten berichtet, wobei die schwere Plattenkamera den Anlass für seine Suche nach einem schnelleren, bequemeren Verfahren gegeben haben soll.
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Mädchen mit Leica – Alexander Rodchenko, 1934
Die Dargestellte Jewgenija Lemberg war eine Zeit lang die Geliebte des Fotografen Alexander Rodtschenko. 1992 erzielte ein Abzug bei Christie’s in London sagenhafte 115.000 Pfund. Rodtschenko setzte Jewgenija Lemberg immer wieder neu, überraschend und kühn in Szene – bis sie bei einem Zugunglück ums Leben kam.
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LZ 129 Hindenburg am Haltemast auf dem Flughafen Rhein-Main – Dr. Paul Wolff und Alfred Tritschler, 1936
Die Zeppelinaufnahmen von Dr. Paul Wolff und Alfred Tritschler faszinieren bis heute: Sie vereinen eine aeronautische Utopie, eine technische Innovation, ein neues Kamerasystem und einen perspektivisch neuen Blick auf die Welt in kongenialer Weise.
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An der Marne – Henri Cartier-Bresson, 1938
Das Bild entstand zwei Jahre nach den großen Streiks, die zu elementaren sozialen Verbesserungen geführt hatten. So gesehen ist das Picknick im Grünen auch und vor allem eine politische Botschaft, dazu formal-ästhetisch überzeugend, in sich stimmig und suggestiv.
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Guardia Civil – W. Eugene Smith, 1950
Smith’ Motiv der „Guardia Civil“ ist auch Symbol für ein unter Franco autoritäres, rückständiges Spanien. Zwei Monate lang hatte er nach einem Dorf gesucht und es mit dem Einverständnis der Bewohner fotografiert. Was er zeigte, war eine fremde Welt: ländlich, archaisch, wie von einem anderen Stern.
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James Dean auf dem Times Square – Dennis Stock, 1955
Der Times Square war in den 50er Jahren ein magischer Ort für junge Schauspieler. Dean trägt einen dunklen Mantel, was natürlich dem Wetter geschuldet ist. Doch kann die Art, wie er sich darin „versteckt“, als Indiz für seine Verletzlichkeit gesehen werden
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The dwarf – Bruce Davidson, 1958
Mehrere Wochen begleitete Bruce Davidson einen Wanderzirkus. Im Zentrum der Fotostory steht der „Little Man“ Jimmy Armstrong und dessen tragikomische Rolle. Davidsons rauer, atmosphärischer Available-Light-Stil kommt formal-ästhetisch der großen Melancholie, die über Jimmys Geschichte liegt, entgegen.
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Der gestohlene Degen – Robert Lebeck, 1960
Als am 29. Juni 1960 ein junger Kongolese den Degen des Königs vom Rücksitz des offenen Wagens greift, gelingt Robert Lebeck das Bild seines Lebens. Das Foto wird zur Metapher für die zu Ende gehende Vorherrschaft der Europäer auf dem afrikanischen Kontinent.
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Napalm-Angriff in Vietnam – Nick Út, 1972
Das Foto der kleinen Kim Phúc Phan Ti mehrte vor allem in den USA Zweifel an einem Krieg, der zunehmend die Zivilbevölkerung betraf. Das Bild visualisiert Schrecken und Leid, ohne dabei hässlich zu werden. Und transportiert Dramatik, ohne allzu komplex gebaut zu sein.
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Schwimmbar nach einem Entwurf von Alain Capeilières – Martine Franck, 1976
Francks Schwimmbadfoto ist dem Zufall, dem ordnenden Blick und dem reaktionsschnellen Auslöser der Leica M geschuldet. Bilder wie dieses hatte sie nicht gesucht, sondern gefunden. Es sind Glückstreffer, die ohne Neugier und ein waches Auge kaum denkbar gewesen wären.
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Ohne Titel (aus dem Zyklus „Go“) – Bruce Gilden, 2000
Gilden bewegte sich auf dem Terrain des Porträts, ohne dass dabei seine Werke gestellt oder inszeniert wirken. Sein Menschenbild schöpft aus dem Fluss des Lebens, der Hektik des Alltags oder – wie bei „Go“ – den Abgründen von Gewalt, Mafia und Korruption.
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Vertigo (aus dem Zyklus „Silenzio!“) – François Fontaine, 2012 (mit freundlicher Genehmigung A. Galerie, Paris)
François Fontaine beschreibt sein künstlerisches Anliegen wie folgt: „Es ist eine farbenfrohe und traumhafte fotografische Arbeit, in der Glamour und Spannung damit ringen, eine vibrierende Hommage an die Filmkunst hervorzubringen“.