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Die Shortlist-Kandidaten des Leica Oskar Barnack Award 2020 stehen fest

Die zwölf Finalisten in der Hauptkategorie und die sechs Newcomer des international renommierten Fotowettbewerbs Leica Oskar Barnack Award (LOBA), der in diesem Jahr bereits zum 40. Mal verliehen wird, stehen fest.

Die Shortlist-Kandidaten des LOBA 2020 und ihre Serien im Überblick

 

Matthew Abbott

Kaum ein anderes Land der Erde ist mit der fortschreitenden Klimakatastrophe so dramatisch konfrontiert wie Australien. Rekordtemperaturen und anhaltende Dürre ließen allein im Sommer 2019 rund 25 Millionen Hektar Land verbrennen. Die eindrückliche Serie „Black Summer“ des australischen Fotografen (*1984) berichtet aus nächster Nähe von dieser Feuerhölle.

 

Ragnar Axelsson

Für den isländischen Fotografen (*1958) ist der grönländische Schlittenhund einer der größten Helden, die der Norden je gekannt hat. Seine Serie „Artic Heroes – Where the world is melting“ ist eine in Schwarzweiß fotografierte Hommage nicht nur an die Hunde, sondern auch an die durch die dramatisch fortschreitende Erderwärmung verschwindende Kultur der Arktis.

 

Giovanni Cocco

Im Zentrum seiner Serie „Displacement – New Town No Town“ steht die mittelitalienische Stadt L’Aquila, die 2009 von einem verheerenden Erdbeben zerstört wurde. Der italienische Fotograf (*1973) zeigt die Folgen dieser Katastrophe und den Identitätsverlust für die ehemaligen Bewohner, die in Notquartieren am Rande des historischen Ortes noch immer auf die Rückkehr in ihre Stadt hoffen.

 

Vincent Fournier

In seiner seit 2007 produzierten Serie „Space Project“ erzählt der französische Fotograf (*1970) die Geschichte der Weltraumforschung von ihren Anfängen bis hin zu futuristischen Projekten wie der NASA-Trägerrakete SLS, die zum Mars fliegen soll. Seine Aufnahmen eröffnen einen spannenden Diskurs über die zukünftige Bedeutung und Nutzung des Weltraums.

 

Emil Gataullin

In seiner Serie „Mezen: By Sky’s Edge“ stellt der russische Fotograf (*1972) langsam verschwindende Dörfer am Fluß Mezen im Norden Russlands vor. Ehemals ein wichtiger Agrarstandort, hat die Region immer mehr an Bedeutung verloren und die wenigen dort noch ansässigen Menschen sind gezwungen, wieder als Selbstversorger zu leben.

 

Maïmouna Guerresi

Die italienisch-senegalesische Multimedia-Künstlerin (*1951) verbindet in ihrer farbenprächtigen Serie „Beyond the Border – A Journey to Touba“ weibliche Spiritualität mit der Symbolik des Touba-Baums und thematisiert dabei in höchst kunstvollen Motiven den Alltag zwischen Modernität und Tradition insbesondere im Senegal.

 

Luca Locatelli

„Future Studies“ ist ein Langzeitprojekt des italienischen Fotografen (*1971), das darauf abzielt, neue Wege des Überlebens der Menschheit auf der Erde zu erforschen. Er hinterfragt unser Konzept des permanenten wirtschaftlichen Wachstums und eröffnet mit dem Projekt eine intensive Debatte über unsere Beziehung zu Natur und Technologie.

 

Cristina de Middel

Die spanische Fotografin (*1975) greift in ihrem fortlaufenden Projekt „Journey to the Center“ die surreale Atmosphäre und Symbolik von Jules Vernes gleichnamigem Buch auf, um die aktuelle zentralamerikanische Migrationsroute durch Mexiko als heroische und gewagte Reise vorzustellen. Dokumentation und Fiktion verbinden sich dabei zu einer vielschichtigen Erzählung.

Davide Monteleone

Der italienische Fotograf (*1974) untersucht in seiner Serie „Sinomocene“ die Auswirkungen der Belt and Road Initiative (BRI), an der sich Chinas wachsende globale Präsenz ablesen lässt. Das vier Kontinente umspannende Projekt wird vor Ort fotografisch dokumentiert, unter anderem in Äthiopien, Dschibuti, Italien, Kambodscha und Kasachstan.

 

Hashem Shakeri

Immer mehr Iraner mussten in den letzten Jahren aufgrund der sich drastisch verschlechternden Wirtschaftslage, die mit stetig steigenden Immobilienpreisen einhergeht, die Hauptstadt Teheran verlassen. Der iranische Fotograf (*1988) nimmt in seiner Serie „Cast Out of Heaven“ die deprimierenden Lebensumstände in den neu entstandenen Satellitenstädten in den Blick.

 

Namhun Sung

Lange wurden die Massaker vom 3. April 1948 auf der südkoreanischen Insel Jeju verschwiegen. Tausende Bewohner starben damals bei Aufständen gegen die lokal eingesetzte Regierung. Durch den Einsatz von beschädigten Großpolaroids hat der koreanische Fotograf (*1963) in seiner Serie „Red Island“ eine ungewöhnliche Form und Bildsprache für die grausame Geschichte der Insel gefunden.

 

Anastasia Taylor-Lind

Seit über sechs Jahren bestimmt der Krieg in der Ostukraine den Alltag der Menschen. Die britische Fotografin (*1981) nahm in ihrer Serie „5km from the Frontline“ die weniger offensichtlichen, aber umso verheerenderen Folgen des Konflikts in den Blick und zeigt wie sich die Menschen mit der ständigen Bedrohung und allen Einschränkungen täglich neu arrangieren müssen.

LOBA Newcomer 2020

 

Hugh Kinsella Cunningham

In seiner eindringlichen Serie Wildfire (Ebola Amidst Conflict), entstanden zwischen Mai und Oktober 2019, dokumentiert der britische Fotograf (*1994) den verzweifelten Kampf gegen den erneuten Ausbruch des Ebola-Virus in der Demokratischen Republik Kongo. Die betroffenen Gemeinden, durch Vernachlässigung und Krieg traumatisiert, waren dieses Mal noch anfälliger für das Virus.

 

Fabiola Ferrero

In dem bereits 2015 begonnenen Projekt „The Blue Side of Fire“ untersucht die venezolanische Fotografin (*1991) den fortschreitenden Niedergang ihres einst wohlhabenden Heimatlands auf eine indirekte Weise. Der Krise setzt sie die Schönheit und den Zauber des Landes sowie stille, poetische Momente aus dem Alltag der Bewohner entgegen.

 

Gonçalo Fonseca

Die Serie „New Lisbon“ schildert die aktuelle dramatische Wohnungssituation in Lissabon. Durch die explodierenden Immobilienpreise in der Hauptstadt haben bereits über 10.000 Mieter ihre Wohnungen verloren. Der portugiesische Fotograf (*1993) zeigt anhand von Einzelschicksalen die Folgen einer fortschreitenden Gentrifizierung.

 

Sharon Pulwer

Die israelische Fotografin (*1995) lebt in New York und dokumentiert in ihrer Serie „God Fearing Women“ das Leben von Frauen in der orthodox-jüdischen Gemeinde Chabbad Lubavitch in Brooklyn. In ihren Motiven lenkt sie den Blick auf die Widersprüche von Familie und Beruf, Tradition und Selbstverwirklichung.

 

Lindokuhle Sobekwa

In „Daleside“ beschreibt der südafrikanische Fotograf (*1995) den Wandel der einst von Weißen dominierten Gemeinde südlich von Johannesburg, die er bereits als Kind besuchte. Die in den letzten Jahren entstandenen Porträts zeigen die Veränderungen und lassen die Probleme Dalesides vergleichbar zu vielen anderen Orten im Land werden.

 

George Voronov

„We Became Everything“ präsentiert den fotografischen Versuch, spirituelle Erfahrung zu dokumentieren. Der irische Fotograf (*1993) porträtiert junge Menschen in religiösen Gemeinschaften und verbindet in seiner Serie die reale Welt mit einer nur schwer fassbaren spirituellen Welt, die sich in geheimnisvollen Motiven zeigt.

 

Der Leica Oskar Barnack Award geht in diesem Jahr bereits in seine vierzigste Runde. Dieses Jubiläum war Anlass für die Leica Camera AG, das Renommee des LOBA durch ein neues Auswahlverfahren nochmals zu steigern. Nicht nur wurde die Gewinnprämie erhöht, sondern vor allem wurde das Bewerbungsverfahren grundlegend verändert. In diesem Jahr haben 65 hochrangige Fotografie-Experten aus über 30 Ländern ihre Vorschläge eingereicht. Aus dieser Auswahl hat nun die diesjährige Jury die LOBA Shortlist 2020 bestimmt. Am 22. Oktober werden die Gewinner in der Haupt- und Newcomer-Kategorie mit der Preisverleihung in Wetzlar geehrt. Begleitende Ausstellungen mit freundlicher Unterstützung durch WhiteWall zeigen nicht nur die Gewinner, sondern die umfassende Präsentation im Ernst Leitz Museum „40 Jahre Leica Oskar Barnack Award“ mit begleitendem Katalog wird ebenfalls eröffnet. Bis dahin werden alle Finalisten der diesjährigen Shortlist auf der LOBA Website www.leica-oskar-barnack-award.com näher vorgestellt. 

 

Der LOBA 2020 ist in diesem Jahr mit einer Prämie in Höhe von 40.000 Euro dotiert und zusätzlich erhält der Gewinner oder die Gewinnerin eine Leica Kamera-Ausrüstung im Wert von 10.000 Euro. Die Gewinnerin oder der Gewinner des Newcomer Awards erhält einen Fotoauftrag, ein zweiwöchiges Tutoring im Headquarter der Leica Camera AG in Wetzlar sowie eine Leica Q im Wert von rund 5.000 Euro. Zudem werden die Gewinnerserien im Rahmen einer weltweiten Wanderausstellung zu sehen sein, u.a. in den Leica Galerien.

 

Die LOBA Jury 2020

 

Joel Meyerowitz, Artdirector und Fotograf (USA/Italien)

Pauline Benthede, Ausstellungsdirektorin von Fotografiska International (Schweden)

Malin Schulz, Artdirector der ZEIT und Mitglied der Chefredaktion (Deutschland)

Klaus Kehrer, Verleger (Deutschland)

Karin Rehn-Kaufmann, Artdirector und Generalbevollmächtigte der Leica Galerien International (Österreich)

 

Ergänzende Zitate der Jury

 

Karin Rehn-Kaufmann:

„Ich war von dem hohen Level der Einreichungen beeindruckt. Berührt haben mich die vielen wachsamen Augen und Herzen der Fotografen, die auf sehr individuelle und kreative Weise die wichtigen Themen unserer Zeit in einzigartigen Geschichten erzählen.“

 

Pauline Benthede:

„Die Qualität der Einreichungen war hoch. Im Wesentlichen berührten die Fotografen oft schwere Themen, es gab nicht viele Sonnenschein-Geschichten. Das mag in der Tradition der Dokumentarfotografie stehen, aber es sagt auch viel über unsere Zeit aus.“

 

Joel Meyerowitz:

„Meine Erfahrung während der Jurierung des LOBA-Wettbewerbs war oft bereichernd. Ich sah ein vielfältiges und ernsthaftes Spektrum von Werken, die die menschliche Existenz abdeckten, so wie sie von diesen Künstlern wahrgenommen wurde, und wir, die Juroren, waren ausdrucksstark und ehrlich in unseren Diskussionen über die Werke. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein.“

Pressemitteilung - LOBA 2020
Deutsch
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